Sehr geehrte Damen und Herren der Heinrich-Böll-Stiftung,
mit Verblüffung haben wir die jüngste Anschuldigung und angebliche Entdeckung einer neuen Antisemitin durch den Verein „WertInitiative“ zur Kenntnis genommen.
Frau Bettina Marx ist eine renommierte Journalistin, die über lange Zeit aus Israel und Palästina berichtete. Sie gehört zu den wenigen deutschen Nahost-Journalisten, die fließend Hebräisch sprechen, in Israel lebten und die Kultur und Menschen gut kennen.
Nun behaupten Frau Kreisler und Herr Dr. Adler von der „WerteInitiative“, Frau Marx sei antisemitisch. Dies wird mit einer „anerkannten 3D-Definition von Antisemitismus (Delegitimation, Dämonisierung und doppelte Standards für die Bewertung)“ belegt. Von wem diese Definition „anerkannt“ ist, lassen die Autoren des Briefes offen.
Die 3 D-Definition, oder besser der 3D-Test wurde 2004 von Nathan Sharansky etabliert. Der Test sollte dazu dienen, legitime Kritik an Israel von Antisemitismus zu unterscheiden.
Die von Sharansky zusammengestellten Kriterien sind unpräzise und diffus, weshalb der Test in wissenschaftlichen Kreisen kaum Beachtung findet. Mit diesem Test kann jeder Kritiker israelischer Politik zum Antisemiten erklärt werden. Mit diesem Test kann jeder Kritiker der israelischen Politik ad hominem zum Schweigen gebracht werden. Somit wird die Bedeutung und Wichtigkeit des Antisemitismus, der für unsere Familienmitglieder mörderische Formen angenommen hatte, zunichte gemacht.
Wenn die „WertInitiative“ wirklich „Zur Stärkung freiheitlich-demokratischer Werte“ beitragen will, wie es auf ihrer Homepage steht, dann sollte die Meinungsfreiheit gestärkt werden. Ihre Mitglieder können ihre Gegenmeinung äußern und sich an einer demokratischen Diskussion beteiligen. Frau Marx mit einer vernichtenden tendenziösen Anschuldigung zu diffamieren, verstärkt lediglich die Angst.
Als in Deutschland lebende Juden, die zu den für Angstpolitik anfälligsten Gruppen gehören, protestieren wir gegen diesen Versuch, Freidenker einzuschüchtern.