24. Mai 2021
Als jüdische queere Frau weiß ich, dass ich bei meinen palästinensischen Freund*innen und Kamerad*innen wirklich sicherer bin als beim deutschen Establishment. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit all denen, die davon betroffen sind, gegen Antisemitismus und alle Formen von Rassismus arbeiten müssen – aber nicht, indem wir falschen Trost bei weißen Rettern suchen. Solange sich Juden an das weiße deutsche Establishment wenden, um sich in Sicherheit zu wiegen, wird dies niemals unsere lähmende Angst und Furcht beenden, denn wir haben ausgezeichnete Gründe, diesem Establishment nicht unser Leben anzuvertrauen... dem Establishment, das Tausende Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken lässt und israelischen Kriegsverbrechern die Hand schüttelt, bevor es Bereitschaft zeigt, mit kritischen Jüdinnen und Juden zu sprechen.
Deutschlands Irrweg in Sachen Antisemitismus und Palästina
Der Artikel von unseren Vorstandsmitglied,
Inna Michaeli, wurde zunächst
hier auf Englisch veröffentlicht.
Palästina-Solidaritäts-Demonstrationen und -aktionen in Deutschland wurden des Antisemitismus bezichtigt, doch wenn wir fragen, was daran eigentlich antisemitisch war, stellt sich heraus, dass es gar kein Antisemitismus war. Lassen Sie mich erklären, warum. Ich tue dies als öffentliche Dienstleistung, um deutschen Medien, Politikern und der Öffentlichkeit die Sichtweise einer jüdischen queeren Frau anzubieten.
In Deutschland wird das Eintreten für das Existenzrecht des palästinensischen Volkes für ein Leben in Sicherheit und Würde in seiner Heimat regelmäßig mit dem Vorwurf des Antisemitismus belegt. Aber diese Vorwürfe haben wenig mit Juden zu tun, dafür umso mehr mit einem deutsch-zentristischen Weltbild und mit Rassismus gegenüber Palästinensern, Muslimen und Migranten in Deutschland und ganz Europa.
Deutsche Politiker*innen sprechen Tag und Nacht von der Verpflichtung Deutschlands, Antisemitismus auszurotten und jüdisches Leben zu bewahren. Dieses Engagement zeigt sich in der bedingungslosen diplomatischen, militärischen und finanziellen Unterstützung Israels, selbst wenn der israelische Staat [...]