Für das Recht Nein zu sagen - Stellungnahme zum Popkultur-Festival Berlin
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Für das Recht Nein zu sagen - Stellungnahme zum Popkultur-Festival Berlin

English follows German:

 

Wir, die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost und Jewish Antifa Berlin rufen das Pop-Kultur Festival dazu auf, ihre Partnerschaft mit der israelischen Botschaft aufzukündigen.

 

Indem es das Logo der Botschaft auf seiner Homepage präsentiert, hilft das Festival – gewollt oder ungewollt – dem Staat Israel, seine Besatzung und Menschenrechtsverletzungen weißzuwaschen. Wir sehen die Partnerschaft der Botschaft als deutlichen Bestandteil der "Brand Israel" Kampange, die das israelische Außenministerium durchführt, um Israels Bild nach Jahrzehnten der Besatzung zu verbessern. Wir empfinden es als schändlich, dass ein Festival, das ein derartiges Augenmerk auf Vielfalt, Reflexion und internationalen Dialog legt, sich auf diese Art und Weise instrumentalisieren lässt. Wir sind mehr als glücklich darüber, dass israelische Künstler*innen Teil des Programms sind, akzeptieren jedoch das offizielle Sponsoring durch eine rassistische und kriegstreiberische Regierung keinesfalls.

 

Tatsächlich sind wir nicht die einzigen, die diese Ansicht vertreten – sechs internationale Künstler*innen haben bislang ihre Teilnahme aus Protest gegen diese Partnerschaft und in Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung sowie ihrem Aufruf zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel abgesagt.

 

Wir sind zutiefst bestürzt darüber, wie diese Absagen seitens der Organisation des Festivals und der deutschen Medien aufgenommen worden sind. Viele deutschsprachige Nachrichtenkanäle, das Festivalmanagement und selbst Berlins Kultursenator, Klaus Lederer, haben angedeutet, dass die Absage auf den arabischen Hintergrund der Künstler*innen zurückzuführen sei und haben diese lieber auf paternalistische Weise über „Dialog“ belehrt, als deren Entscheidung als die ihre zu akzeptieren und sich mit dem tatsächlichen Gehalt ihres Protestes auseinanderzusetzen. Wir bedauern, dass mediale Sprachrohre und Politiker*innen es erneut vorziehen, die Problematik der israelischen Besatzung Palästinas zu ignorieren und stattdessen den Künstler*innen die Schuld zuzuschieben oder ihren Protest als antisemitismusbezogen zu brandmarken. Manche der Künstler*innen, die abgesagt haben, wurden drangsaliert und mehrmals online von Unterstützer*innen der israelischen Regierung bedroht.

 

Wir glauben, es ist in Deutschland höchste Zeit für eine offene Debatte über die israelische Besatzung und die Legitimität eines gewaltfreien Boykotts als Mittel, Druck auf Israel auszuüben, um dieser unerträglichen Situation ein Ende zu bereiten. Der Missbrauch von Antisemitismusvorwürfen, damit diese Debatte unterdrückt bleibt, ist nicht bloß eine zynische Methode, um die Verantwortung Deutschlands bei der Aufrechterhaltung der israelischen Besatzung zu verschleiern, sondern dieses Verhalten schadet ebenfalls uns als Israelis und Jüd*innen, die jegliche Form des Rassismus und der Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus, bekämpfen möchten. Aus diesem Grund genießen die von der Teilnahme zurückgetretenen Künstler*innen - Mazzaj, Emel Mathlouthi, Islam Chipsy & EEK, Hello Psychaleppo, Iklan featuring Law Holt und Annie Goh - unsere vollste Solidarität und wir hoffen, dass in den kommenden Tagen viele ihrem Beispiel folgen werden, falls das Festival die Kooperation mit der israelischen Botschaft nicht beendet.

 

Von einem Festival, das Vielfalt, Menschenrechte und Politik in den Vordergrund rücken möchte, erwarten wir, dass es seinen hoch gesetzten Ansprüchen gerecht wird und seine Partnerschaft mit einem Staat, der tagtäglich internationales Völkerrecht bricht und gegen Menschenrechtskonventionen verstößt, aufkündigt.

 

 

 

 

 For the Right to Say No - A Statement Concerning Popkultur-Festival Berlin

 

We, the Jewish Voice for Just Peace in the Middle East and Jewish Antifa Berlin call upon the “Pop-Kultur” festival to cancel its partnership with the Israeli embassy.

 

By presenting the embassy´s logo on its homepage the festival helps - willingly or not - the state of Israel to whitewash its occupation and human rights abuses. We see the embassy's partnership as a clear part of the “Brand Israel” efforts taken by the Israeli foreign ministry, meant to improve Israel´s image after decades of occupation. We find it shameful, that a festival putting such focus on diversity, reflection and international dialog, allows itself to be used in such a way. We are more than happy to have Israeli artists in the program, but in no way accept the official sponsoring of a racist and war-mongering government.

 

Indeed, we are not the only ones who share this view - six international artists have thus far cancelled their performances in protest against this partnership and in solidarity with the Palestinian people and their call for boycott, divestment and sanctions against Israel.

 

We are very disturbed from the way those cancellations were received by the festival's management and the German media. Many German-speaking media outlets, the festivals management  and even Berlin´s culture senator, Klaus Lederer, has hinted that the cancellation is due to the artists’ Arab background, and choose to lecture them in a paternalistic manner about “dialog”, instead of accepting their decisions as their own and dealing with the true claims of their protest. We are saddened that  once again media outlets and politicians have chosen to ignore the problem of the Israeli occupation of Palestine and instead blame the artists or label their protest as being connected to antisemitism. Some of the cancelling artists have been harassed, and have received numerous threats online from supporters of the Israeli government.

 

We believe It is high time for an open debate about the Israeli occupation in Germany, and the legitimacy of a non-violent boycott as a way to put pressure on Israel to bring an end to this unbearable situation. The usage of claims of antisemitism to silence this debate, is not only a cynical method to abdicate the responsibility of Germany in sustaining the Israeli occupation, but also harms us as Israelis and Jews who wish to fight all forms of racism and discrimination, including antisemitism. That is why we stand in full solidarity with the cancelling artists Mazzaj, Emel Mathlouthi, Islam Chipsy & EEK, Hello Psychaleppo, Iklan featuring Law Holt and Annie Goh - and hope that many more will follow in the coming days should the festival continue its cooperation with the Israeli embassy.

 

From this festival that focuses on diversity, human rights and politics we demand to step up to its high ideals and cancel its partnership with a state that violates international law and human rights conventions on a daily basis.