Ruhrtrienalle - wir begrüßen die Wiedereinladung der Band Young Fathers
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Ruhrtrienalle - wir begrüßen die Wiedereinladung der Band Young Fathers

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Sehr geehrte Frau Carp,

mit Freude und Erleichterung haben wir Ihr mutiges Statement zur Ausladung und Wieder-Einladung der Band Young Fathers gelesen.

In diesem betonen Sie die Rolle und Verantwortung der Kunst, Raum und Platz für Vielfältigkeit zu geben, komplexe Narrative und Situationen darzustellen und dieses Kulturgut zu verteidigen. Dies tun Sie auch selbst, in dem Sie Ihre Haltung nach einer Selbstreflexion korrigieren.

Wir, als jüdische Organisation in Deutschland, kennen den Druck, von dem Sie sprechen, gut. Im Oktober 2016 wurde unser Konto bei der Bank für Sozialwirtschaft gekündigt, weil wir BDS unterstützen. Das war das erste Mal nach 1933, dass ein Konto einer jüdischer Organisation – und dazu noch aufgrund unserer politischen Einstellung – geschlossen wurde. Uns wurde gesagt, dass, wenn wir unsere Unterschrift aus dem BDS-Aufruf zurückziehen, wir das Konto wieder bekommen können. Wir haben daraufhin unsere Wahl getroffen: Wir haben ein neues Konto bei der Berliner Sparkasse eröffnet und das Geschehene veröffentlicht, um mehr Menschen dazu zu bringen, sich mit der Boykott-Kampagne zu beschäftigen.

Nach sehr vielen Protesten einzelner Personen wie auch Organisationen, die ebenfalls ein Konto bei der Bank für Sozialwirtschaft hatten, wurde unser Konto wiedereröffnet. Wir wurden dabei von unseren Schwesterorganisationen unterstützt, Jewish Voice for Peace in den USA und Europa und bekamen auch Hilfe von Organisationen der Kirche, IPPNW, Medico international und anderen. Nicht alle diese Organisationen unterstützen BDS, sie äußerten aber wegen der totalitären Tendenzen, die sich auch in der Unterdrückung der Meinungsfreiheit und Zensur äußern und von dem allgemeinen Rechtsruck in den USA und Europa, ihre Besorgnis.

Dass wir so viel Unterstützung durch die Zivilgesellschaft bekommen haben und somit das Angebot von der Leitung der Bank, unser Konto wieder zu eröffnen, sehen wir als eine große Leistung der Zivilgesellschaft in Deutschland und in der Welt. Genauso sehen wir Ihre Entscheidung. Die Young Fathers sowie mehr als 1.000 Künstler in der Welt und noch mehre Menschen, agieren im Rahmen dieser Zivilgesellschaft von unten gegen die Machtinstitutionen und die Lobbyarbeit der Politiker.

Als Intendantin, die von öffentlichen Geldern abhängig ist,  genießen Sie umso mehr unsere volle Unterstützung, wenn Sie dem staatlichen Einfluss auf die Kunst Grenzen setzen.

Uns ist es aber auch wichtig, Ihre Darstellung der BDS-Kampagne als einseitig zu korrigieren. BDS ist keine spalterische Kampagne, die jeden unter Verdacht des Rassismus stellt, wenn er bzw. sie sich dieser nicht anschließt. Die für den Friedensnobelpreis nominierte BDS-Bewegung betont auf ihrer Web-Seite unmissverständlich, dass sie eine integrative, antirassistische Menschenrechtsbewegung ist, die sich grundsätzlich gegen alle Formen der Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus und Islamophobie, wendet".

Wir als Juden und zum großen Teil auch Israelis sowie viele unserer Mitstreiter in unserer o.g. Schwesterorganisationen, haben Familienmitglieder, Freunde und noch viel mehr in Israel. Wir sehen, wie Israel (und es geht nicht um die jetzige Regierung, wie Sie es darstellen) seit mindestens 70 Jahren, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht, einschließlich der bis heute anhaltenden ethnischen Säuberung Palästinas.

Aus unserer Erfahrung als langjährige Friedens- und Menschenrechtsaktivistinnen in Israel, scheint eine internationale Intervention um eine Änderung herbeizuführen unabdingbar. Nur so kann die Unterdrückung der Palästinenser in den besetzen Gebieten sowie in Israel selbst zu ein Ende kommen. Diese Forderung der BDS-Bewegung auf Gleichstellung der Palästinenser und zur Wahrung ihrer Menschenrechte steht im Einklang mit dem Völkerrecht.

Wir begrüßen Ihre Entscheidung, eine Veranstaltung zum Thema Boykott zu initiieren. Eine derartige Veranstaltung fand bereits in Berlin statt, nachdem die Volksbühne die Absage von Kate Tempest (BDS-Unterstützerin mit jüdischer Herkunft) verkraften musste. Wir hoffen aufrichtig, dass ein palästinensischer Vertreter zur Teilnahme eingeladen wird und bieten Ihnen gerne unsere Hilfe bei der Organisation und Gestaltung der Veranstaltung, sowie bei der Verbreitung der Einladung an.

Für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Iris Hefets

für den Vorstand

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Dear Ms. Carp,

We have read your courageous statement on the cancellation and re-invitation of the band Young Fathers with joy and relief.

In it, you are emphasizing the role and responsibility of art to give place and space for diversity, to present complex narratives and situations and to defend such cultural assets. You yourself are doing so as well by correcting your stance after self-reflection.

We, as a Jewish organisation in Germany, know the pressure of which you speak well. In October 2016, our account at the Bank für Sozialwirtschaft was terminated because we support BDS. This was the first time since 1933 that an account of a Jewish organisation – and due to our political stance at that – has been closed in Germany. We were told that we could have our account back if we withdraw our signature from the BDS call. We then made our choice: We opened a new account at the Berliner Sparkasse and used the events to get more people to pay attention to the boycott campaign.

After many protests of individuals as well as organisations which also had an account at the Bank für Sozialwirtschaft, our account was opened again. We were supported by our sister organisations, the Jewish Voice for Peace in the US and Europe, and we received help from church organisations, IPPNW, Medico International and others. Not all of these organizations support BDS, but they were all concerned about the totalitarian tendencies exhibited by this repression of freedom of speech and censorship and the general move to the right in the US and Europe.

We see the fact that we have received so much support from civil society and thus the offer from the head of the bank to reopen our account as a major achievement of civil society in Germany and around the world. We see your decision in exactly the same way. The Young Fathers, together with more than 1000 artists around the world and many more people are acting within this civil society from below against the institutions of power and the lobbying of politicians.

As artistic director, who is dependent on state funding you receive even more our full support if you set limits to the state's influence on art.

It's important for us to correct your depiction of the BDS campaign as one-sided. You present the issue as if BDS was a divise campaign which accuses anyone of racism who does not join it. On its website, the Nobel Peace Prize-nominated BDS movement emphasises

unequivocally that it is „an inclusive, anti-racist human rights movement that is opposed on principle to all forms of discrimination, including anti-semitism and Islamophobia“

 

We as Jews and in many cases also Israelis, as well as our partners in our sister organisations listed above, have family, friends and much more in Israel. We see Israel (and it is not about the present government as you represent it) committing crimes against humanity for at least 70 years, including the ongoing ethnic cleansing of Palestine.

From our experience as long-time peace and human rights activists in Israel, an international intervention to bring about change seems indispensable. Only in this way can the oppression of the Palestinians in the Occupied Territories and in Israel itself come to an end. This demand of the BDS Movement for equality of the Palestinians and for the protection of their human rights is in accordance with international law.

We welcome your decision to initiate an event on the topic of boycott. Such an event already took place in Berlin after the Volksbühne had to cope with the cancelation of Kate Tempest (BDS-supporter and Jew).  We sincerely hope that a Palestinian representative will be invited to participate and are happy to offer our help in organizing and designing the event, as well as in distributing the invitation.

Please do not hesitate to contact us with any questions.

Kind regards,