Unsere Antworten auf Fragen der Jüdischen Allgemeinen
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Published 3. Juli 2024

Unsere Antworten auf Fragen der Jüdischen Allgemeinen

Am 01.07.2024 bekamen wir vom Journalisten Martin Niewendick eine Presseanfrage im Namen der Jüdischen Allgemeinen. Er schrieb Folgendes (an unseren Vorsitzenden gerichtet):

Sehr geehrter Herr Hoban,

ich schreibe einen Artikel für die „Jüdische Allgemeine“ über Pro-Palästina-Aktivist:innen mit jüdischem Hintergrund. Dazu hätte ich ein paar Fragen an Sie, mit der freundlichen Bitte um Beantwortung bis Mittwoch, den 3. Juli um 12 Uhr. Vorab vielen Dank.

Wieviele Mitglieder hat Ihr Verein?

Wie finanziert sich Ihre Verein?

Zu welchen anderen jüdischen Organisationen hat Ihr Verein Verbindungen?

In welchem Turnus wird der Vorstand gewählt, wann sind Sie das letzte Mal gewählt worden?

Ist Ihr Verein offiziell mit der amerikanischen „Jewish Voice“ assoziiert?

S
ie sind Mitglied der „Revolutionären Linken“. Man muss sehr lange suchen, um diese Information zu finden, als Selbstauskunft taucht dies – korrigieren Sie mich – nirgends auf, auch nicht bei der „Jüdischen Stimme“. Warum scheinen Sie mit dieser Doppelrolle nicht offen umzugehen?

Ich bedanke mich im Voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Martin Niewendick

PS: Gerne können wir zu diesen Fragen auch telefonieren.

Danach hat er eine weitere E-Mail speziell an unser Vorstandsmitglied Udi Raz geschickt, mit tendenziösen Fragen zur Hamas und zum Antisemitismus. Wir haben ihm folgende Antwort geschickt:

Sehr geehrter Herr Niewendick,

da Ihre Fragen suggestiv formuliert sind und nicht für eine ethische journalistische Arbeit sprechen, möchten wir nicht mit Ihnen telefonieren, sondern lieber schriftlich antworten. Diese Antwort dürfen Sie gerne ausschließlich in ihrer Gänze, exakt wie hier ausgeführt, zitieren.

Unsere Mitglieder haben keinen "jüdischen Hintergrund", wie Sie schreiben. Sie sind Jüd*innen. Unsere ersten isrealisch-jüdischen Mitglieder nahmen sich ein Beispiel an der israelischen Politik der Ambiguität und gaben die genaue Zahl der Mitglieder nicht preis. Diese Zahl steigt jedes Mal stark an, wenn Israel den Gazastreifen bzw. den Libanon angreift. Die Repression durch den Zentralrat der Juden macht uns auch zunehmend bekannter, sodass wir auch dadurch neue Mitgliedsanfragen bekommen. Seit dem 7.10.2023 ist die Zahl unserer Mitglieder noch weiter dramatisch gestiegen. Wir haben mehrere Sympathisanten in den jüdischen Gemeinden gewonnen, die Angst vor Repression und Benachteiligung durch den ZRJ fürchten, so dass wir diese Ambiguität behalten werden. Weil mehrere der etwa 500.000 jüdischen Israelis, die Israel seit dem 7.10 verlassen haben, nach Berlin ausgewandert sind, erwarten wir weitere solche Anfragen. Diese Menschen sehen wir bereits bei verschiedenen pro-palästinensischen Aktivitäten.

Bis 2008 hat sich unser Verein nur über Mitgliedsbeiträge finanziert. 2008-9, als Israel zum ersten Mal den Gazastreifen überfiel und der Presse den Zugang verwehrt hat, hat der Zentralrat der Juden in Deutschland eine Zeitungsanzeige veröffentlicht und diese israelische Politik unterstützt. Wir haben eine Anzeige im Namen unserer damals wenigen Mitglieder gegen diese Politik veröffentlicht und die Summe selbst vorgestreckt, mit der Bitte um Spenden. Wir haben dann mehrere kleine Spenden von Privatmenschen bekommen. Seitdem brauchen wir die Zeitungen dafür nicht, weil wir bekannter wurden und dafür weder Geld ausgeben müssen noch wollen. Wenn wir Geld für eine bestimmte Aktion brauchen, wenden wir uns an diese Menschen, das ist aber selten der Fall. Unsere Aktivitäten basieren auf ehrenamtlicher Arbeit mehrerer Mitglieder und Sympathisant:innen. Wir wurden nie durch irgendeine Organisation unterstützt - nicht nur, weil wir uns von solchen nicht abhängig machen wollen, sondern auch, weil keine Organisation dies jemals angeboten hat.

Wir haben Verbindungen zu folgenden jüdischen Organisationen:

AJAB - Anti-Zionist Jewish Alliance Belgium
Alternative Jewish Voices of Aotearoa NZ – Sh’ma Koleinu (Neuseeland)
Another Jewish Voice /Een Andere Joodse Stem (Belgien
Associació Catalana de Jueus i Palestins - JUNTS (Spanien)
Black-Jewish Alliance (Großbritannien)
Boycott From Within/Israeli Citizens for BDS (Israel)
Coletivo Vozes Judaicas por Libertação (Brasilien)
De-colonizer - Research and Art Laboratory for Social Change (Belgien)
Een Ander Joods Geluid (Niederlande)
Erev Rav (Niederlande)
Independent Jewish Voices (Kanada)
Independent Australian Jewish Voices (Australien)
International Jewish Anti-Zionist Network (IJAN)–Canada
Israelis against Apartheid
Jewish Bund (Deutschland)
Jewish Call for Peace (Luxemburg)
Jewish Network for Palestine (Großbritannien)
Jewish Voice for Labour (UK)
Jews for Palestine–Ireland (Ireland)
Jewish Socialists" Group (Großbritannien)
Jewish Voice for Peace (USA)
Jews Against the Occupation ‘48 (Australien)
Jews Say No! (USA)
Jøder for en Rettferdig Fred (Dänemark)
Judar för Israelisk-Palestinsk Fred (Schweden)
Judeobolschewiener*innen (Österreich)
Judeus pela Paz e Justiça (Portugal)
Jüdisch antikolonial (Schweiz)
LeA – Laboratory for Anti-Racist Jews (Italien)
Marad - collectif juif décolonial (Schweiz)
Na"amod (Großbritannien)
Nahlieli - Jews for Justice in Palestine (Finnland)
Not In Our Name (Österreich)
Rete degli Ebrei contro l’Occupazione (Italien)
South African Jews for a Free Palestine
Tzedek Collective Sydney (Australien)
Tsedek! Collectif Juif Decolonial (Frankreich)
Union des Progressistes Juifs de Belgique
Union Juive Francaise Pour La Paix (Frankreich)
Zochrot (Israel)

Den Turnus der Vorstandswahl können Sie aus unserer Satzung und aus den Gerichtsurteilen unseres gewonnenen Eilverfahrens gegen die Berliner Sparkasse entnehmen.

Wir sind mit keinem anderen Verein bzw. keiner anderen Organisation offiziell assoziiert.

Unsere Mitglieder sind auch in verschiedenen Organisationen und Gruppen aktiv, u.a. in feministischen, studentischen oder gruppenanalytischen Gruppen. Kein Mitglied ist verpflichtet, dies öffentlich zu machen.

Wir bewerten nur die Politik der israelischen und deutschen Regierung, weil nur diese behaupten, im Namen "der Juden" oder "für die Juden" zu sprechen, womit wir als jüdische Individuen ohne unser Einverständnis vereinnahmt werden. Im Gegensatz zum Zentralrat der Juden in Deutschland behauptet die Jüdische Stimme nicht, im Namen aller in Deutschland lebenden jüdischen Menschen zu sprechen; so eine Behauptung wäre im Grunde antisemitisch. Wir arbeiten auf der Grundlage des Völkerrechts, daher sind unsere Adressaten diese Regierungen, die dem Völkerrecht verpflichtet sind.

MfG
Der Vorstand der Jüdischen Stimme


Eine typische JA-Schlagzeile: wie direkt aus dem israelischen Propagandaministerium