Published 16. Januar 2024
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Rede von Eliana Ben-David bei der Demo am Samstag den 14/1/24
Liebe Freunde,
ich heiße Eliana und ich bin Vorstandmitglied der Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost.
Ich bin Israeli von Geburt, lebe aber seit 2016 in Deutschland, wo ich eingebürgert wurde. Als Jugendliche habe ich vier Jahre in Apartheid-Südafrika gelebt.
Rassismus, Hass, Gewalt und Apartheid sind mir nicht fremd.
Auch die Indoktrination ist mir nicht fremd - die offizielle Gehirnwäsche, die die Menschen zu
bestimmten Überzeugungen und Ideologien erzieht und vor allem Kritik ausschließt.
Es ist das, was Kinder in der Schule lernen, es ist das, was die Menschen im Fernsehen sehen, im
Radio hören, es sind die National Trauer- und Feiertage, es ist der Militärdienst - so wird ihre Welt der
Überzeugungen und Werte aufgebaut.
All dies ist mir nicht fremd, denn ich bin im Apartheid-Israel und im Apartheid-Südafrika
aufgewachsen.
Mir wurde gelehrt, dass es keine Palästinenser gibt und dass es gar kein Palästina gab - dass es ein
Land ohne Volk für ein Volk ohne Land war. Genauso wie in Südafrika gelehrt wurde, dass die Buren
zuerst das leere Land entdeckt haben, und dass die Schwarzen den Weißen minderwertig sind.
Das deutsche Volk wird auch indoktriniert - durch Politiker und Medien, die Informationen
verhindern, verdrehen und kontrollieren; mit sich wiederholenden Botschaften, die von den Tatsachen
und Fakten ablenken. Die Mehrheit der Menschen hier lebt mit geschlossenen Augen – genauso wie
die Menschen in Israel und in damalige Südafrika.
Sie verschließen die Augen davor, dass der Sozialabbau der Ampel-Regierung zu vermehrter sozialer
Unruhe führt, der in Hass gegen Migranten und vor allem Muslime kanalisiert wird!
Sie verschließen die Augen davor, dass hinter Habecks Forderung an Muslime, sich zum Existenzrecht
Israels zu bekennen, nackter Rassismus steht.
Sie verschließen die Augen davor, dass ethnische Säuberung und undifferenzierte Bombardierung von
Zivilisten nicht durch Selbstverteidigung zu rechtfertigen ist!
Sie verschließen die Augen davor, dass die Gleichsetzung von Kritik an der Politik Israels mit
Antisemitismus nur den Antisemitismus fördert, indem Juden für einen Genozid verantwortlich
gemacht werden und nicht der Staat Israel!
Ich weiß, wie leicht es ist, die Augen zu schließen. denn ich bin im Apartheid-Israel und im
Apartheid-Südafrika aufgewachsen.
Ich weiß, wie leicht es ist, das kleinstmögliche Leben zu leben, ohne die anderen zu sehen; ohne zu
verstehen, dass mein Wohlergehen eng mit dem Wohlergehen der anderen verbunden ist; ich weiß wie
leicht es ist zu leben, ohne meine persönliche Verantwortung zu erkennen.
Aber irgendwann wird es zu einem Verbrechen, das Leben so zu führen.
Dieses Irgendwann ist jetzt, denn heute ist ein besonders düsterer Moment in der Geschichte
Deutschlands:
Die Bundesregierung weist den Vorwurf des Genozides gegen Israel vor dem Internationalen
Gerichtshof zurück und will in der Hauptverhandlung in Den Haag als Drittpartei intervenieren.
Deutschland, das erneut Andersdenkende zum Schweigen bringt und Minderheiten,
Menschenrechtsverteidiger und die Linke diskriminiert, wird nun OFFIZIELL den Genozid im Gaza
unterstützen.
Du hast nichts gelernt, Deutschland. Shame on you!
Gestern, war das vorläufige Ende der öffentlichen Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof in
Den Haag.
Es ist besonders symbolisch, dass Südafrika Israel vor den Internationalen Gerichtshof
gebracht hat.
Denn Keiner weiß besser, was ein Apartheidstaat bedeutet. 350 Jahre lang hatte es Apartheid.
Denn Apartheid Israel war eng verbunden mit Apartheid Südafrika und hat das Apartheidsystem
verteidigt. Insofern war Israel ein aktiver Partner bei der Unterdrückung und Demütigung der
Schwarzen in Südafrika.
Die Gewalt und die Zerstörung in Palästina und Israel haben nicht am 7. Oktober 2023 begonnen. Die
Palästinenser haben in den letzten 76 Jahren systematische Unterdrückung und Gewalt erlebt", so
sagte der südafrikanische Justizminister Ronald Lamola - was die ganze Welt weiß, aber die Augen
davor verschließt.
Heute, Samstag der 13. Januar 2024, der 99. Tag der israelischen Offensive auf Gaza, ist ein
globaler Aktionstag für Gaza, an dem Millionen von Menschen in mindestens 36 Ländern, auf 6
Kontinenten, protestieren.
Millionen von uns marschieren überall der Welt.
Wir gehen gemeinsam auf die Straße, egal bei welchem Wetter, egal unter welchen Umständen, weil
wir unseren Politikern nicht mehr vertrauen, weil wir den Mainstream Medien nicht mehr glauben, weil
die Menschen um uns herum die Augen verschließen, und wir gehen raus, um ein Ende des
Genozid Gazas zu fordern!
Wie Yanis Varoufakis gesagt hat:
Über die Demonstrationen hinaus sind wir ver-pflichtet, uns dafür einzusetzen, dass der Genozid
endet und die Menschenrechte der Palästinenser anerkannt werden:
- durch Sanktionen gegen Israel
- durch die Auf-kündigung aller Verteidigungs- und Wirtschafts-abkommen mit Israel
- durch den Aus-schluss Israels aus der UNO, aus der Eurovision und aus allen Sportveranstaltungen.
Wir müssen für ein Ende des Genozids kämpfen.
Denn - wenn wir uns heute nicht für die Palästinenser einsetzen, wer wird dann morgen für uns und
unsere Kinder eintreten?
Wenn wir nicht dafür kämpfen, werden wir mitverantwortlich sein.
Und wir sind nicht alleine – es gibt Millionen von uns überall auf der Welt.
Wir dürfen nie aufgeben - genauso wie Südafrika das Apartheidsystem nach 350 Jahre abgeschafft
hat, wird auch die Israelische Besatzung zum Ende kommen, und Palästina wird befreit sein.
Hoch die internationale Solidarität!
Free Palestine!